Erlebnisse haben...

Im vorherigen Post ging es um die Ereignisse vor und während meiner ungeplanten Berlinreise. Unterwegs hatte ich ja ausgiebig Zeit, über einige Voraussetzungen der persönlichen Zufriedenheit nachzudenken. Zum Abschluss dieser Überlegungen kam ich jedoch erst auf dem Rückflug. Die ganze Reise war von dem Unternehmen bezahlt, welches mich kurzfristig für einen sehr persönlichen, sicheren und auch vertraulichen Kurierdienst angeheuert hatte. Wenn in meinem Alter - geboren 1937 - jemand mich für eine solche Aufgabe anwirbt, ist das doch ein Vertrauensbeweis. Also von Beginn als positives Zeichen zu bewerten. Ein erster Baustein für Zufriedenheit. 

In Berlin übergab ich die Unterlagen an meinen Auftraggeber und wurde 15 Minuten später von meinen Freunden am Busbahnhof empfangen - um 06:15 Uhr Ortszeit. Ein weiterer kleiner Baustein wie oben. Das so zu empfinden muss man sich selbst angewöhnen, um die wahrlich nicht seltenen unangenehmen Ereignisse des täglichen Lebens viel besser zu verkraften.
Am selbigen Tag konnte ich ohne Stress für April 2015 einen besonders günstigen Termin beim medizinischen Spezialisten (Orthopäden) vereinbaren, erhielt danach an anderem Ort eine Information, welche eine längere Fahrt per Nahverkehr durch Berlin unnötig machte. Die nächste Auskunft befreite mich von der Notwendigkeit, selbst in einer Angelegenheit beim Dienstleister vorbeizukommen. Dagegen war die sehr unangenehmen Gesellschaft eines Behinderten im Bus leicht zu vergessen, der sich ganz unüblich extrem laut und dazu in sehr unangenehmer Weise gegenüber der Allgemeinheit äußerte. 
Am Folgetag auf dem S-Bahnhof Alexanderplatz am frühen Abend. Auf der Rolltreppe kommen zwei ansehnliche junge Frauen heraufgetragen, eine mit einer kleinen Sektflasche in einer Hand. Beide nett "angeschäkert", bieten mir, der das Bild lächelnd beobachtet, einen Schluck daraus an. Meine Antwort: "Mädelchen, eure Omas sind meine Altersklasse!" wird ebenfalls lächelnd akzeptiert. Als sie an der Friedrichstraße aussteigen, rufen sie mir "Frohe Weihnachten!" zu und senden Kußhändchen. 
Im Bus bittet mich später eine Frau reiferen Alters, ihr den Sitz neben mir frei zu machen, wo meine Aktentasche ruht. Sie erzählt mir ungefragt, dass sie Rheinländerin sei, seit mehr als 20 Jahren in Berlin heimisch. So wäre sie von der zeitweiligen Hauptstadt Bonn in die alte Hauptstadt gekommen. Ich fragte sie, ob sie denn etwas von einer der ältesten Hauptstädte Deutschlands wisse - dem sorbischen Bautzen. Es war ihr neu, dass diese Stadt schon im Jahre 1213 Stadtrechte bekam. Berlin erst einige Jahrzehnte später. Ich schockte sie auch noch mit meiner entfernten Abstammung von den Kaschuben. Das ist eine  westslawische Völkerschaft in Polen. Ähnlich wie die Sorben in Deutschland mit einigen kulturellen und sprachlichen Eigenheiten. Die Genannten waren ihr gänzlich unbekannt. Allerdings nahm sie alles leicht, eben mit rheinischem Humor. Auch meine Abschlussbemerkung, dass ich schon fast 20 Jahre in der Ukraine lebe.

Dorthin zurück ging es zwei Tage später. Flug von Tegel über Wien. Zwar gibt es am Wiener Flughafen auch Transit-Bereiche - aber der Flug nach Kiew war nur durch den Ausgang zu erreichen mit erneutem Einmarsch in die Kontrollzone. Dort wurde mir - ganz anders als in Berlin (Normung wo?) das Ausziehen meiner Schuhe angewiesen und mir (in hygienischen Plasthandschuhen) eine Fußmassage verabreicht, wie sie z. B. in Moskau nicht üblich ist. Wieder etwas zum Lächeln. 

Wirklich daheim war ich wieder am anderen Morgen, als mir ein Bekannter begegnete. "Guten Morgen, Väterchen, was für eine Weisheit kannst du mir heute empfehlen?" Ich darauf: "Der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel schrieb: Jeder denkt von sich das Allerbeste, will aber unbedingt wissen, was sein Nachbar über ihn denkt." Er verabschiedete sich mit Dank.

Von Ihnen hätte ich in diesem Sinne gern Kommentare. 

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger





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