Rotbart...

Mein eigenes Er-Leben: Augen auf und anschauen, was da alles Gutes in der Welt passiert. Ohne das Traurige zu übersehen. Aber es sind einfach häufiger Hochzeitskutschen sicht- und hörbar als die unvermeidbaren Fahrzeuge der Bestattungsunternehmen. 
Als wir heute in der Frühe spazieren gingen, kam uns eine junge Frau entgegen. Ohne Bart, dafür mit einem breiten roten Gürtel um die graue Bluse über der mittelblauen Hose. Die dunkle Jacke leicht geöffnet. Passend zu Figur und Haaren gekleidet. 
Als ich das erfasst hatte, beschloss ich, an diesem Morgen mit mir allein das recht alte amerikanische Spiel zu veranstalten: Achte auf den Rotbart! In freier Übersetzung. Es geht darum, dass mehrere Menschen sich verabreden, auf ihrem Weg durch die Stadt oder einen Park unter den Passanten eine Person oder mehrere zu entdecken, welche auffällig aussehen, gekleidet sind oder sich merkwürdig benehmen. Gewonnen hat, wer die meisten "Rotbärte" entdeckt. 
Meine nächste Entdeckung: eine stattliche und dazu große Frau ohne ein besonders eindrucksvolles Gesicht - dafür aber unter einem Poncho! Etwas in diesem Lande und in der Provinz sicher nicht Alltägliches. Sie zeigte mit ihrem Gesichtsausdruck, dass sie sich ihrer optischen Wirkung wohl bewusst war. Da musste ich ihr einfach zulächeln. 
Als dritten sah ich einen Mann, welcher bei den +5 Grad Celsius nur in Sporthose aus dem Park gelaufen kam, ein deutlich feuchtes Handtuch in einer Hand. Einer der mir bekannten Abhärter und Walrosse (Winterbadender) - sonnengebräunt, sehnig, schlank und deutlich fit.
Danach, auf dem Rückweg, fiel die besonders breite Rückenfront einer etwa 60-jährigen Dame auf. Die blaue lange Jacke war durch eine weiße Doppelleiste abwärts getrennt, mit ebensolchen weißen Knöpfen dazwischen. Das ergab einen günstigen optischen Effekt hin zur Verschlankung. 
Die fünfte Beobachtung: ein besonders schlankes junges Mädchen trug eine sie "sichtbarer" machende hellgraue Wolljacke mit quergestellten bunten Volkskunst-Ornamenten. 

Auch unser Hund hatte wieder bewiesen, dass er "mitdenkt". Als ich ihn vor Überschreiten der Straße anleinen wollte, damit er nicht wieder ausreißen konnte, kam er als ich den Karabinerhaken der Leine herabbaumeln ließ, direkt an die Seite und so nahe, dass ich ihn festmachen konnte. 
Nach einem fröhlichen Wortwechsel mit unserer Verkäufer-Freundin Olga kam ich folglich wohlgelaunt zu Hause an. Gute Laune, eine Vorstufe zu Lebensglück, ist machbar durch uns selbst!

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger




 

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