Gartenstuhl...

          Wenn von allen Seiten Informationen auf uns einprasseln, ist auswählen schwer. Vor allem dann, wenn die Texte in Russisch sind und Sie den Inhalt gewöhnlich in Deutsch oder Englisch brauchen.
Hier geht es aber um den Alltag. Nur: den Post muss ja jemand schreiben. Das ist mühselig, wenn das 10-Finger-System weit weg liegt. Allerdings sollte das ja kein Hindernis sein. Wenn den Internet-Informationen zu trauen ist, hat Sokrates erst mit 70 Jahren einige Instrumente zu spielen gelernt und es darin zu gewisser Meisterschaft gebracht. Vielleicht nehme ich mir das Schnellschreiben auch noch vor…
          Zum Thema. Dazu habe ich einen Tag nachgedacht – aber es ist wesentlich. Als ich gestern vom Spaziergang mit unserem Hund zurück kam, hatten wir schon einige Erlebnisse und rund 4 km hinter uns. Zu Beginn des Weges trafen wir Hera – eine wunderhübsche Golden-Retriever-Hündin. Sie kam auf meinen Ruf hin herangesprungen, ihre Herrin toleriert das – Kai ganz besonders. Nach der Trennung lief uns ein kreuzgefährlich aussehender Staffordshire Bullterrier-Rüde über den Weg. Der kräftige Hund nahm von unserem keine Notiz und Kai hütete sich davor, dem anderen hinterherzulaufen.
          Am Reck auf der Lichtung übte die etwa 40-jährige hübsche Frau, dehnte und streckte sich – fast aufreizend. Die freundliche Blondine war offensichtlich früher aufgestanden als wir. Sonst läuft sie uns erst auf unserem Heimweg entgegen…
          Am Wendepunkt des Weges konnte Kai noch ein wenig mit einer Englisch-Spaniel-Dame spielen – eindeutig wesentlich jünger als er. Aber er echt Kerl. Wenn etwas Jüngeres ruft, immer bereit und Brust raus. Gleichaltrige Spielgefährten lässt er links stehen…

Der schmucke Eisvogel, den ich abfliegen sah, kehrte zurück. Anscheinend war die kleine Bucht für ihn ein gutes Jagdrevier. Seine enge Kurve vollführte er in der Art eines Jagdflugzeugs – mit starker Schräglage und ohne Höhenverlust. Er landete auf einem vorstehenden Ast etwa eine Meter weiter als jener, von dem er gestartet war.
         Nach rund 150 m erreichten wir die „große Bucht“. Die Blondine war schon fort. Im Wasser planschten Schüler, die ich in den letzten Tagen häufiger getroffen habe. Sie sind in einer Art Trainingslager. Als wir fast am Prophylaktorium waren, überholten sie uns im Laufschritt. Allerdings mussten sie plötzlich anhalten und warten.

          Durch die enge Pforte zum Fluss hin quälte sich eine alte, körperlich sehr behinderte Frau. Stark im Bereich Wirbelsäule verkrümmt. Sie war offensichtlich den Hang herunter ebenso gekommen – auf einen Gartenstuhl aus Plaste gestützt. Anscheinend hatte sie das Geld nicht, sich einen Laufwagen zu kaufen. Also nahm sie, was sie fand. So groß war der Wunsch, gemeinsam mit ihrer alten Hündin einmal ans Flussufer zu kommen. Die Jugendlichen sahen die fast verzweifelten Bemühungen der invaliden Frau und verstummten. Ohne Hilfe bewältigte sie die Enge – die Kinder liefen durch, sicher zum Frühstück. Welch ein Kontrast. Die jungen Burschen scheinen ihn gefühlsmäßig erfasst zu haben.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr


Siegfried Newiger





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