Warum wird Günter Grass von jedem gehasst, obwohl er die Wahrheit sagt?!

Warum wird Günter Grass von jedem gehasst, obwohl er die Wahrheit sagt?!
Diese Frage aus gutefrage.net kann ich so einfach nicht nur da stehen lassen.
Hier meine Antwort.

Guten Morgen, orochimaru,

bevor ich dir hier antworte, habe ich mir das Gedicht durchgelesen, um welches der Aufruhr geht. Weil ich es hasse, mich zu Dingen zu äußern, die ich nicht wenigstens kenne.

Aus dem Französischen stammt ein Sprichwort: "Nur Wahrheit tut weh."

Dem Günter Grass wird nun einiges vorgehalten. Antisemitismus. Dass er vor mehr als 60 Jahren einmal in der SS war und das lange verschwiegen hat.
Dass diese "Dreckkübel" über ihn ausgeschüttet werden, wusste er, als er schrieb. Lies das Gedicht noch einmal oder erinnere dich an den Text.

Er hatte aber den "persönlichen Mut vor Fürstenthronen", weil er, wie es aussieht, die Lehren aus der Weltgeschichte gezogen hat - was wenige tun. Sich besinnen auf Anlass und Gründe des 2. Weltkrieges, die amerikanische Provokation im Golf von Tonking vor diesem Abschnitt des Vietnam-Krieges, der Krieg gegen den Irak auf Grund unbewiesener militärischer Vorbereitungen dort....

Grass sagt das elegant: wenn eintritt, wovor er offen warnt, dann werden wir "Fußnoten" sein - genauer: auch nicht mehr existent ... (meine begründete Befürchtung!)

Zum Anlass passen hier Zitate des ersten Bundeskanzlers der BRD, Dr. Konrad Adenauer, den ich heute seiner vernünftigen Worte wegen wenigsten zu achten gelernt habe - ich war sein politischer Gegner und bin das noch.

"Man braucht nicht immer denselben Standpunkt zu vertreten, denn niemand kann einen daran hindern, klüger zu werden..."

"Bei allem, was man sagt, kommt es oftmals gar nicht darauf an, wie die Dinge sind, sondern darauf, was Böswillige daraus machen..."

"Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre..."

Du kannst einordnen, an welche Stelle politischer Äußerungen diese Sätze passen.

An einem sehr aktuellen Beispiel will ich dir zeigen, wie gleich die Strickmuster überall sind.
Vorab: dass die Geheimdienste aller Staaten bei allen anderen schnüffeln, auch bei Bündnispartnern, ist bekannt und hier nicht Teil einer Verurteilung oder Beschönigung. Es geht um unser Thema: Ausgrenzung.

Als vor einiger Zeit die russische Regierung dem Fernsehjournalisten Mamontow Auftrag und Erlaubnis erteilte, bei der Ergreifung eines britischen Spions zu filmen (etwas außergewöhnlich, aber wahr), gab es die folgende Situation. Die Operation war ein voller Erfolg - ein extrem teurer "gefüllter Stein" (modernste Elektronik darin) wurde von dem Spion abgeholt - dabei wurde er ergriffen. Das Material sorgte für Sensation (inzwischen vergessen) und heftigen Protest aus Großbritannien.

Mamontow wurde unter den eigenen Kollegen "ausgegrenzt", als eine Art "Gefälligkeitsjournalist" oder "Fälscher im staatlichen Auftrag" schief angesehen.

Als nun vor wenigen Wochen ein einstiger hoher Beamter aus der Umgebung des ehemaligen Premierministers öffentlich zugab, dass der von russischer Seite gefilmte Vorgang genau so stattgefunden hatte, war das ein Anlass zu Geschrei in England und zu tiefer Genugtuung für den russischen Journalisten Mamontow.
Durch seinen Auftritt im russischen Fernsehen habe ich das erfahren - vorher hatte er, obwohl beleidigt, keine Möglichkeit zur Rechtfertigung gehabt. Aber er hatte auch die Möglichkeit, sich von falschen Freunden zu trennen...

Günter Grass wird weiter schreiben. Ich wünsche ihm noch lange Jahre dafür. Damit auch ich Friedensfreunden in aller Welt in die Augen sehen kann. Wieder jemand mehr unter den Deutschen, auf den wir stolz sein können.

Bleib recht gesund!

Siegfried

P. S. Wir beide gehören doch mit  zu jenen, die ihn nicht hassen - oder? Also Frage berichtigen - an Stelle "jedem" besser ein "vielen" setzen - richtig?


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