Brief 4 an uns alle ...

Vor kurzem wurde Sonja 18 Jahre alt. Sie hat mit besten Ergebnissen nach dem normalen Schulprogramm die 11. Klasse abgeschlossen. Sie hat auch die „Probleme mit der Suppe“ hinter sich gelassen. Dank Hilfe der Spezialisten wird ihre Verbindung zur täglichen Realität fester. Die Übungen zur Korrektur finden mehrmals wöchentlich statt. Allerdings ist es noch immer ein Problem, mit öffentlichem Nahverkehr aus dem Randgebiet von Moskau in die Stadt zu gelangen. Dazu ist ein Taxi erforderlich. 

Dazu kommt, dass möglichst auch der Fahrer der gleiche ist. Dann ist Sonja ruhiger. Jede dieser Fahrten ist ein Loch im Familienbudget, weil Mutti nicht arbeiten kann, die Invalidenrente für Sonja sehr gering ist. Vaters Lohn reicht gerade so für das Essen.
Dazu kommt: in unserem Land wird die Diagnose „Autismus“ nur Kindern bis 15 Jahren gestellt, dann wird sie in „Schizophrenie“ geändert, womit alle bürgerlichen Rechte beschädigt werden – der betroffene Mensch darf weder lernen/studieren, arbeiten, sein Geld einsetzen. Sonja weiß das.

Sie ermuntert sich:
„Die Stürme des täglichen Lebens,
sie drücken zum Boden mich nicht …“


Sie denkt nicht daran, sich durch die umgebende Welt mit ihren Regeln beleidigt zu fühlen. Genau umgekehrt – sie möchte die Welt retten:

„Deshalb nun will ich unbedingt
von der Abendsonne bordeauxrotes Glas
in jenes des orangenen Morgens wandeln.
Mit meiner Freude
Häuser und Zäune einfärben,
mit den Tränen, die ich weine,
alle Fenster und Wege waschen.
Allen Müll dieses Lebens
mit mächtigem Blutstrom
wegräumen und im Herzen verbrennen.
All das ist kein Opfer, nein,
einfach Hilfe der irrenden Welt.“


Der heiligste Wunsch Sonja – zu sprechen. Die Spezialisten meinen, dass sie eine Chance hat. Gebe es Gott, denn dann wird Sonja uns mit doppelter Kraft auf Wege führen, die wir ohne ihre Hilfe, kann sein, niemals zu gehen gedacht hätten.

P. S. Sonjas Mutti hat nicht mit einer Silbe etwas bezüglich Hilfe erwähnt. Wer im Internet ihr Tagebuch unter „Lebendiges Journal“ gelesen hat, der weiß, dass die Familie dringend Geld braucht, um die Taxifahrten für Sonja zu den Spezialisten in Moskau bezahlen zu können. Mit Ewgenia und Sonja kann man korrespondieren über diese e-mail-Adresse: schatalowa.ew@yandex.ru


Hier endet meine Aufgabe als Vermittler.
Die Vorschriften für Spendensammlungen sind in Deutschland sehr streng. Außerdem lebe ich ja vorwiegend in der Ukraine.
Für Sonja würde ich zumindest etwas anregen wollen.
Meine Beziehung zur Familie Schatalow werde ich individuell gestalten. Versprochen. Allen Seiten.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger


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